Zum ersten Mal in Kontakt mit der Gebärdensprache kam ich Anfang der 1990er durch den Film „Gottes vergessene Kinder”, wobei die gehörlose Hauptdarstellerin Marlee Matlin sogar einen Oscar für ihre Rolle bekam. Ich weiß nicht mehr, wie alt ich genau war, als ich den Film im Fernsehen sah, aber seitdem wollte ich unbedingt die Gebärdensprache lernen. Dazu musste ich mich aber noch etliche Jahre gedulden, bis ich endlich die Möglichkeit bekam, diese wundervolle Sprache zu lernen.
Im Jahr 2005 war es dann soweit, als ich Studentin an der Johann-Goethe-Universität in Frankfurt am Main war. Neben meinem Hauptstudium Geologie-Paläontologie, besuchte ich meinen ersten Gebärdensprachkurs – einfach aus Interesse, ohne zu ahnen, dass ich nur wenige Jahre später mein Geld damit verdienen würde.
Während meines Studiums habe ich die Gehörlosen-Stammtische in Mainz und Frankfurt am Main besucht und konnte so recht schnell mir die Gebärdensprache aneignen. In der Zeit stellte ich auch fest, dass ich durch das Übersetzen von Musik in Deutsche Gebärdensprache mir schnell Vokabeln aneignen konnte. Damals habe ich Lieder vorerst in Lautsprachbegleitende Gebärden (LBG) übersetzt.
Im Jahr 2010 habe ich dann auf YouTube meinen Kanal „ZweiSchuhFilm” gegründet. Der Name beruht darauf, dass jetzt in meinem Leben nicht nur die Paläontologie, sondern auch die Gebärdensprache gehört. Es sind quasi „zwei Schuhe”, die ich jetzt ab sofort tragen werde – oder mit Goethes Worten aus seinem Werk „Faust” zu sagen: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust.” So war der Name „ZweiSchuhFilm” geboren.
Nach meinem Diplomabschluss 2011 habe ich mich – nachdem ich feststellte, das der Arbeitsmarkt mir leider nicht die Chance gab, mich als frischgebackene Paläontologin zu beweisen – als Zweitstudium für das Fach Gebärdensprachdolmetschen an der FH Magdeburg entschieden. 2016 habe ich den Abschluss gemacht und bin direkt als angestellte Dolmetscherin nach Schwerin gekommen.
Hier wohne ich immer noch, allerdings habe ich im August 2021 den Sprung in die Selbständigkeit gewagt und bin seitdem immer wieder aufs Neue gespannt, welche Herausforderungen und Aufträge auf mich warten.